Kurt Wiegel
Starke Stimme. Klarer Kurs.

CDU: Nach einem Jahr Landrat Görig igelt sich Kreisverwaltung immer mehr ein.

VOGELSBERGKREIS. Ein Jahr nach der Amtsübernahme von Landrat Manfred Görig (SPD) und des Ersten Kreisbeigeordneten Peter Zielinski (Die Grünen) zieht die CDU-Kreistagsfraktion eine kritische Bilanz über das Wirken der hauptamtlichen Kreisspitze im Vogelsbergkreis. Während Landrat Görig innerhalb der Kreisverwaltung ein Riesen-Durcheinander veranstalte, sei vom hauptamtlichen Ersten Kreisbeigeordneten praktisch nichts zu hören, so Kreistagsfraktionschef Dr. Hans Heuser(Mücke) und Landtagsabgeordneter Kurt Wiegel. Landrat Görig hat am 9. Juni letzten Jahres sein Amt angetreten, Beigeordneter Zielinski ist am gleichen Tag dessen Stellvertreter geworden, zunächst ehrenamtlich und seit 1. Juli 2012 nach Besoldungsgruppe B 4 hauptamtlich.

Landrat Görig habe viel Zeit und Kraft darauf verwendet, in einer Art „schöpferischer Zerstörung“ die bewährten Strukturen der Kreisverwaltung des Vogelsbergkreises zu zerschlagen und neue aufzubauen. „Gegenüber den Mitarbeitern der Verwaltung wird eisern regiert, Hinweise auch der parlamentarischen Opposition wie beim unglücklichen Agieren bezüglich des Revisionsamtes werden ignoriert und Görig will seinen nicht immer erkennbaren Willen stur durchsetzen“, resümieren die CDU-Vertreter zum ersten Jahrestag der hauptamtlichen Kreisspitze am 1. Juli. Dass jetzt wie beim jüngsten Fall in Alsfeld, die Kreismitarbeiter nicht mehr über die Arbeit der Verwaltung und konkret über Dorfentwicklungsvorhaben berichten dürfen, zeige, wie sehr sich die von Landrat Görig geführte Kreisverwaltung „einigele“, betonen Heuser und Wiegel.

Aber nicht nur der förmliche Umgang der Hauptamtler – etwa bei den verweigerten Ehrungen für Senioren im Kreis – sei kritikwürdig. Gerade die inhaltlichen Defizite in Kernbereichen der Kreispolitik wollten die Beiden mit Werbe-Gimmicks wie der kostenintensiven und teuer beworbenen Internet-Plattform „direktzu“ ausgleichen. So würden Unternehmer per e-Mail aufgefordert, an den Internet-Aktionen des Landrates teilzunehmen, ohne dass diese ihr Einverständnis erteilt hätten, über den Arbeitgeberservice der Kommunalen Vermittlungsagentur hinaus kontaktiert zu werden. Man wolle die Internet-Kommunikation des Landrates ja nicht grundsätzlich verteufeln, aber ihn und seinen berufsmäßigen Stellvertreter Zielinski würde man lieber bei den Vereinsveranstaltungen, Jubiläen und in den Städten, Gemeinden und Dörfern des Vogelsbergkreises sehen. Und, dass jetzt nun auch noch die Mitarbeiter nicht mehr „aus dem Haus gehen“ dürften, mache irgendwie klar, warum der Bürger nur noch mit dem Landratsamt über das Internet kommunizieren soll.

„Herrn Zielinski sehen wir übrigens seit einem Jahr nur bei Besuchen kreiseigener und –naher Institutionen - ähnlich einem Praktikanten“. Die dürre Aufgabenzuweisung (Schul-/Hochbauamt) von Landrat Görig an seinen Koalitionsstellvertreter habe ja schon wenig Möglichkeiten zum Ausfüllen eines Arbeitstages erkennen lassen, aber so einen geringen Gestaltungsanspruch von Herrn Zielinski haben wir doch nicht erwartet. Bislang habe der ehrenamtliche Kreis-Straßendezernent vom Koalitionspartner Freie Wähler mehr finanziell und öffentlich bedeutsamere Auftritte wahrgenommen als sein hauptamtlicher Kollege Zielinski.
Dabei gebe es im Landkreis so viel zu gestalten. Alleine beim Kreiskrankenhaus Alsfeld gehe nichts voran, obwohl die Union beschlossen habe, einen konstruktiven Weg mitzugehen. Bislang habe der Lösungsansatz „Bad Hersfeld“ gelautet, nunmehr „Wiesbaden“. Denn jetzt solle aus der Kooperation mit Hersfeld eine Totalsanierung oder gar ein Neubau werden, den das Land Hessen großteils und möglichst sofort bezahlen soll. Da SPD, Grüne und FW seit zwei Jahren über eine stabile Mehrheit verfügen, hätte man sich da einfach ein beherzteres Eingreifen des Landrates gewünscht. Görig mache bei diesem Krisenmanagement schon einen leicht überforderten Eindruck mit seinem plötzlichen Hilferuf an die Landesregierung.