Ärzte und Politik einig: Vielfältige Anstrengungen für Hausarztversorgung im Vogelsbergkreis nötig. – CDU-Medizinforum in Storndorf mit Kurt Wiegel, Mediziner Dr. Michael Kremer und Fuldas Gesundheitsdezernent Dr. Heiko Wingenfeld
VOGELSBERGKREIS. Mit einem Bündel von verschiedenen Maßnahmen kann die ärztliche Versorgung auf dem Lande auch weiterhin sichergestellt werden, waren sich die Teilnehmer des Medizinforums der CDU-Vogelsberg in der vollbesetzten „Ideenschmiede“ in Schwalmtal-Storndorf einig. Gerade in Storndorf, das ab der Bundestagswahl zum Wahlkreis Fulda zählt, wird händeringend ein Nachfolger für den ausgeschiedenen Hausarzt gesucht. Mit dem Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin an den Oberwald-Klinik in Grebenhain, Dr. Michael Kremer, und dem Vogelsberger Landtagsabgeordneten Kurt Wiegel diskutierte der Erste Kreisbeigeordnete des Nachbar-Landkreises Fulda und dortige Gesundheitsdezernent, Dr. Heiko Wingenfeld, über die Probleme der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum.
„Nur etwa 60 Prozent der Medizinstudienanfänger kommen als Arzt am Patienten in Deutschland an“, stellte Kremer fest. Denn viele gingen ins Ausland, die Forschung oder würden den Beruf aus familiären Gründen nicht ausüben. Der Beruf des Allgemeinmediziners in der Gestalt des Hausarztes werde von den Medizinstudium-Absolventen wegen der langen Arbeitszeiten als wenig attraktiv angesehen. Dabei werde das Gehalt von Ärzten auf dem Land durchaus als ausreichend eingeschätzt, wie auch Hausarzt Dr. Stefan Harlfinger aus Feldatal – Groß-Felda berichtete. Aber wenig Freizeit sei es, was junge Ärzte von der Übernahme einer Praxis eher abschrecke. Die soziologische „Generation Y“ lege Wert auf geregeltes Gehalt und fest Arbeitszeiten.
In der Diskussion unter Leitung von Dr. Jens Mischak von der Kreis-CDU, in der es auch um die Zukunft der Vogelsberger Krankenhauslandschaft und die Entscheidungen für das Alsfelder Kreiskrankenhaus ging, berichteten verschiedene Gäste über ihre persönlichen Erfahrungen und das Engagement der Gemeinden und besonders der Bürgerschaft , um etwa in Schwalmtal und Ulrichstein wieder Hausarztpraxen zu besetzen.
Kurt Wiegel verwies auf verschiedene Aktivitäten der Landespolitik zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung in strukturschwachen Gebieten, wie den 50.000-Euro-Zuschuss des Landes bei Übernahme einer Hausarztpraxis.
Auf Dauer sei es sinnvoll, die Zahl der Medizinstudenten zu erhöhen und ein Numerus Clausus (NC) von gegenwärtig von etwa „1,0“ sei nicht erforderlich, waren sich die Podiumsteilnehmer einig. Kremers beide Söhne, die gerade Medizin studieren, könnten es sich übrigens vorstellen, Hausärzte zu werden. Eine Bindung von Medizinstudenten an die Heimat, die sich Heiko Wingenfeld als Gesundheitsdezernent im Kreis Fulda zu Nutze macht. Er hält Kontakt mit den angehenden Medizinstudenten aus dem Landkreis und erhofft sich durch dieses Netzwerk den ein oder anderen „Rückkehrer“. Auch biete der Landkreis Fulda Stipendien an, um die Studenten für bis zu fünf Jahre für eine Tätigkeit im Landkreis Fulda zu gewinnen. Die Schaffung einer Koordinationsstelle für die ärztliche Versorgung im Vogelsbergkreis nannte Wingenfeld den richtigen Weg.
Bekenntnis zur medizinischen Versorgung auf dem Lande beim CDU-Forum in Storndorf (von links): Mediziner Dr. Michael Kremer, Landtagsabgeordneter Kurt Wiegel, Diskussionsleiter Dr. Jens Mischak und Fuldas Gesundheitsdezernent Dr. Heiko Wingenfeld